Fast jedes Jahr im Frühling, «nein, immer im Frühling», wenn die Sonne auf die Rebberge scheint und auch im Herbst zur Weinlese, muss ich immer an eine ganz bestimmte Zeit denken. An die Zeit, in der ich anfing einen Rebberg zu reaktivieren. Ich fühlte mich wie ein kleiner Weinbauer. Das war im Jahr 2013. Wie ich dazu kam?

Wie ich Weinbauer wurde?
Ich lernte einen Arbeitskollegen näher kennen. Als ich ihn dann zu Hause besuchte, war ich so überrascht. Direkt vor seiner Haustür, vis-á-vis lag ein kleiner Rebberg. Ich konnte es nicht glauben, dass dieser Weinberg zu seinem Häuschen gehörte. Wie er wiederum zu dem Rebberg kam? Sein Vater hatte bei der Gestaltung des Grundstückes einen Weinberg, mit sage und schreibe Pinot Noir Reben angelegt.
Doch leider war dieser Rebhang nicht so gepflegt, als das dieser jedes Jahr einen guten Ertrag für eigenen Wein herausbrachte. Aus irgendeinem Grund spürte ich in mir die Tatkraft und den Drang, diesen Weinberg wieder Leben einzuhauchen. Wahrscheinlich hatte ich meinen Bekannten mit meinem Enthusiasmus angesteckt. Wir schritten zur Tat und entfernten zunächst das Unkraut aus dem Hang. Als ich hörte, dass in den letzten Jahren Mehltau auf den Blättern lag, machte ich mich auch hier auf die Suche nach einem natürlichen Gegenmittel. Gefunden hatten wir dann gemeinsam ein Mittel, einfach Buttermilch. Gemeinsam fingen wir an die Reben zu pflegen. Siehe da, im Jahr 2014 hingen bereits die ersten Trauben an den Reben. Es war nur eine kleine Auslese. Doch es gab dennoch genug Trauben, um Traubengelee herzustellen und die Blätter wurden gefüllt, für die «leckersten gefüllten Weinblätter ever». Einfach köstlich.
Im Jahr 2015 zerstörte leider die Kirschessigfliege einen Teil der Trauben. Doch es blieben noch genug Trauben übrig für die erste Abfüllung. Es wurde ein leichter, aber vollmundiger ROSÉ. Die Traube konnte man förmlich schmecken. Zu einem guten Wein gehört auch ein schönes Etikett. Für ein passendendes Etikett gestaltete ich dann ein passendes Design. Das Etikett war somit auch die Grundlage für die nächsten Jahrgänge. 2016 folgte ein PINOT NOIR, dann im Jahr 2016 ein Federweisse und in 2020 wieder ein PINOT NOIR.
Mit der Kultivierung des Rebbergs und den vielen spannenden Begegnungen mit Winzern zwischen Uetikon am See und Herrliberg am Zürisee ist meine Neugierde auf weiteres Wissen entfacht.
"Weingut Erich Meier"
Preisgekrönter Wein aus Uetikon am See
Ein Teil der Rebfläche vom Weingut Erich Meier lag direkt vor meinem Fenster in Uetikon am See. Von meinem Balkon aus konnte ich den Arbeiten in den Reben zuschauen.
Nun wohne ich in Meilen, doch die Degustation zum «Tag der offenen Weinkeller» lasse ich mir nicht entgehen. 2020 Anfang August war es wieder so weit. Und genau diese Degustation auf dem "Weingut Erich Meier" geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Mit einer Info-Email vor zwei Wochen wurde das Erlebnis wieder so präsent, dass ich euch einfach mal über die ausgezeichneten Weine berichten muss.
Meine Favoriten .. eigentlich alle ;-)
Damit ich genau die Worte zur Beschreibung finde, habe ich mich der kleinen Weinfibel vom Weingut selbst bedient. Man sieht es mir nach :-).
Nun zu meinen Favoriten: (es ist keine Hierarchiefolge, also keine Plätze)
WEISSWEIN - RIESLING 2019 Lebhafte mineralische Nase, eleganter, duftiger Gaumen mit sehr guter, feiner Frucht (die habe ich erkannt, es ist die Maracuja) und gut eingebundener, kräftiger Säure. Ein harmonischer Weis mit einer perfekten Balance zwischen Nerv und Geschmeidigkeit. (Meinen Nerv hat der Wein definitiv getroffen).
ROTWEIN - PINOT NOIR BARRIQUE 2018 Wunderschöne Burgunder-Nase von roten und schwarzen Beeren, edle Würznote, noch etwas holzgeprägt (aber nicht zu stark, sehr angenehm). Komplexer, fülliger Gaumen, tragende Säure. Vielschichtige Aromatik, kerniges Tannin und nachhaltiges Finale.
SCHAUMWEIN - CHARDONNAY 2018 Gekeltert aus 100% Chardonnay-Trauben. Frische Aromen von Himbeere und Zitrus (eisgekühlt sehr erfrischend). Im Gaumen trocken und mit einer herrlich ausgewogenen Perlage-Säure-Struktur.
Oh, ich spüre gerade die Lust auf etwas mehr Sommer mit Wein vom "Weingut Erich Meier".
Die Begeisterung für Wein hat mein Vater an mich weitergegeben. Am Glas schnuppern, ein bisschen nippen, dass durfte ich bereits als Kind. Das Backfischfest in Worms, Deutschland stand als Familienausflug oft auf dem Programm.
Ich bin neugierig und ein Weinseminar steht auf jeden Fall auf meiner Bucket-List. Bis dahin einfach nur geniessen.
Wenn ihr auch mal den Gaumengenuss erleben wollt, hier die Infos:
Jeden 1. und 3. Samstag im Monat von 10–12 Uhr und 13–15 Uhr
Herzlichst
Annette Elstner
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